Nun hat man es also endlich geschafft in Sandhausen. Nach vielen vergeblichen Anläufen ist dem Verein der Sprung in die Zweite Bundesliga endlich gelungen. Schon seit den 70-er Jahren des vorvergangenen Jahrhunderts wurde die 2. Bundesliga ins Visier genommen und immer wieder ist man daran gescheitert. In der Ära Werner Kindermann belegte der Verein in der 1. Amateurliga des Öfteren Platz zwei. Trainer war damals das mittlerweile 86-jährige Urgestein Emil Kühnle, den man im April 1977 vorzeitig entließ ( "Wir wollen nicht zweiter werden, Herr Kühnle, Sie sind entlassen." ) - übrigens das einzige Mal in dessen Trainerkarriere ! Es folgten der zweite Platz in den Spielen um die Deutsche Amateurmeisterschaft 1977 und ein Jahr später, 1978, wurde man ( zum ersten Mal ) Deutscher Amateurmeister unter Trainer Klaus Sinn. Danach wurde die Amateur-Oberliga eingeführt, und Sandhausen war einer der fünf (nord-)badischen Vereine der ersten Stunde, die sich für diese Spielklasse qualifizierten. In der Saison 1980/81 wurde man Meister ( Trainer: Werner Ludwig ), doch die Einführung der eingleisigen Zweiten Bundesliga machte den Oberliga-Meistern, die bis dahin direkt in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, einen Strich durch die Rechnung. Die Oberliga-Meister der Saison 1980/81 durften um die Deutsche Amateurmeisterschaft spielen. Die Motivation hielt sich in Grenzen, Sandhausen schied damals schon in der 1. Runde gegen Paderborn aus.
Es folgten zwei Meisterschaften in der Amateur-Oberliga Baden-Württemberg: 1984/85 und 1986/87. In beiden Aufstiegsrunden scheiterte der Verein. Übrigens: Der heutige Trainer Gerd Dais gehörte 1986/87 zum Kader. Es folgten weitere Jahre in der Amateur-Oberliga, und jedes Mal wurde auch der SV Sandhausen genannt, wenn es darum ging, die Titelfavoriten zu benennen. 1993 wurde der Verein zum zweiten Mal deutscher Amateurmeister. Als es darum ging, sich für die neue Regionalliga Süd zu qualifizieren, war man plötzlich nicht qualifiziert. Und zwar deshalb, weil die Stuttgarter Kickers 1993/94 aus der Zweiten Bundesliga abstiegen und sich deshalb nur 5 Vereine aus der Oberliga Baden-Württemberg für die Regionalliga Süd qualifizierten. Qualifikationsrang 6 nutzte dem SV Sandhausen wenig.
Ein Jahr später war es dann soweit. Unter Trainer Hans-Jürgen Boysen wurde man in der Saison 1994/95 Meister der Oberliga Baden-Württemberg und stieg in die Regionalliga Süd auf. Dort hielt man sich aber nur 1 Saison und mußte danach wieder runter. Ein Highlight dieser Spielzeit war der 15:14 Pokalsieg über den VfB Stuttgart - der höchste DFB-Pokalsieg aller Zeiten !
Im Jahr 2000 scheiterte man unter dem kürzlich verstorbenen Trainer Werner Entenmann erneut am Aufstieg in die Regionalliga. Das Hinspiel in Sandhausen gewann man am 27. Mai 2000 mit 3-2, im Rückspiel am 1. Juni 2000 unterlag man mit 4-2. Regensburg war damit in der Regionalliga.
In der Saison 2006/07 wurde man unter Trainer Gerd Dais Meister der Oberliga Baden-Württemberg und stieg in die Regionalliga Süd auf. Im ersten Jahr belegte man Platz 5. Dieser Platz genügte, um beim Start der 3. Liga in der Saison 2008/09 dabei zu sein. Man landete auf Platz 8.
In der Saison 2009/10 belegte man Platz 14, in der Saison 2010/11 Platz 12, und nun also der Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Was leider falsch kolportiert wird: dieser Aufstieg ist nicht der größte Erfolg in der mittlerweile 96-jährigen Geschichte des Vereins. Das liegt daran, daß der Betrachter von heute im Regelfall nicht die gesamte Vereinsgeschichte überblickt. Also wollen wir das an dieser Stelle mal korrigieren:
Der Verein stieg in der Saison 1930/31 aus der damals zweithöchsten Spielklasse, der Kreisliga Neckar, in die Bezirksliga Rhein-Saar, Gruppe Rhein, auf. Die Bezirksliga - es gab deren 4 im Verbandsgebiet des Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes - war damals die höchste Spielklasse. In dieser spielte der Verein eine Spielzeit, und zwar 1931/32, und stieg dann wieder ab. Mit dem Machtwechsel in Deutschland im Jahr 1933 wurde bekanntlich der Sport grundlegend umgestaltet. Man schuf die Gauklasse ( "Gauliga" ) als höchste Spielklasse, darunter bildete die Bezirksklasse die zweithöchste Spielklasse. Aus dieser mußte man - zusammen mit der FVgg Eppelheim - 1938 zwangsabsteigen, da man der Spielmanipulation überführt worden war. In der Saison 1943/44 bildete man zusammen mit dem TSV Walldorf und dem VfB Wiesloch eine Kriegsspielgemeinschaft und spielte in dieser Saison in der Gauliga Baden. Dann wurde der Spielbetrieb bis Kriegsende eingestellt.
Fazit: Der SV Sandhausen spielte vor 1945 zwei Mal in der höchsten deutschen Spielklasse. 1931/32 in der Bezirksliga Rhein-Saar, Gruppe Rhein, áls "SV Sandhausen" und 1943/44 in der Gauliga Baden als "Kriegsspielgemeinschaft ( KSpG ) Walldorf/Wiesloch/Sandhausen". Der jetzige Aufstieg in die Zweite Bundesliga ist - sofern man auf die Zeit nach 1945 abstellt - der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Mit Superlativen sollte man generell vorsichtig sein, besonders dann, wenn man sich in der Historie nicht auskennt.
Bezirksliga Rhein-Saar, Gruppe Rhein 1931/32 | |||||||
Platz | Verein | Spiele | gew | rem | verl | Tore | Punkte |
1. | SV Waldhof (M) | 18 | 13 | 3 | 2 | 68:17 | 29 - 7 |
2. | VfL Neckarau | 18 | 11 | 5 | 2 | 43:21 | 27 - 9 |
3. | FC Phönix Ludwigshafen | 18 | 10 | 4 | 4 | 53:31 | 24 - 12 |
4. | VfR Mannheim | 18 | 10 | 2 | 6 | 48:30 | 22 - 14 |
5. | SpVgg Mundenheim | 18 | 9 | 2 | 7 | 36:40 | 20 - 16 |
6. | SpVgg Sandhofen | 18 | 7 | 3 | 8 | 27:25 | 17 - 19 |
7. | SpVgg Amicitia Viernheim (N) | 18 | 7 | 2 | 9 | 33:35 | 16 - 20 |
8. | MFC 08 Lindenhof | 18 | 4 | 6 | 8 | 25:31 | 14 - 22 |
9. | SV Sandhausen (N) | 18 | 2 | 2 | 14 | 15:84 | 6 - 30 |
10. | FG Kirchheim | 18 | 2 | 1 | 15 | 25:59 | 5 - 31 |
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Gauliga Baden, Gruppe Nord 1943/44 | ||||||
Platz | Verein | Spiele | gew | rem | verl | Tore | Punkte |
1. | VfR Mannheim ( M) | 10 | 8 | 2 | 0 | 58:10 | 18 - 2 |
2. | VfTuR Feudenheim | 10 | 5 | 2 | 3 | 30:33 | 12 - 8 |
3. | KSpG Käfertal/Phönix (N) | 10 | 5 | 1 | 4 | 30:31 | 11 - 9 |
4. | KSpG VfL/07 Neckarau | 10 | 4 | 2 | 4 | 23:26 | 10-10 |
5. | SV Waldhof | 10 | 4 | 1 | 5 | 30:24 | 9-11 |
6. | KSpG Walldorf/Wiesloch/Sandhausen | 10 | 0 | 0 | 10 | 8:55 | 0-20 |