Der prügelnde Pfarrer

Der Arbeiter-Turnzeitung, einem Organ des Arbeiter - Turn- und Sportbundes, welcher ständig mit der Geistlichkeit und deren Moralvorstellungen im Clinch lag, entnehmen wir:

 

Pater Huß, ein Geistlicher in Reiterwiesen bei Bad Kissingen ( Bayern ), also ein Vertreter des christlichen allgütigen Gottes, liebt es, die Fußballsport liebende Jugend mit Prügel zu traktieren. Unser Verein empfindet diese „Jugenderziehertätigkeit“ gegen sich gerichtet seit seinem Übertritt zum Arbeiter- Turn- und Sportbund. Jeder Junge, der Fußball spielt, erhält sechs derbe Schläge, der nur Zuschauende drei Schläge wegen Übertretung seines Verbotes. Am 27. März bestrafte er so vier Kinder im Alter von 10 – 14 Jahren. Selbst gegen Fortbildungsschüler geht dieser „Pädagoge“ vor. Der Erfolg ist, daß sich kein Schüler mehr auf den Platz des Vereins getraut. Die Rationalisierung der Prügel ist göttlich. Einen Lehrer meiner Schulzeit, der darin etwas Besonderes weg hatte, reihten wir in die Klasse der Sadisten ein.

 

Die Eltern sollten ihr Erzieherrecht dem Herrn Pater etwas deutlich bemerkbar machen. Der Geistliche hat kein Recht zu seinen Maßnahmen, selbst wenn er sich als Prügelheld besonders stark fühlt. Auf die Zugehörigkeit zu einer Kirche, die hier den wahren „Kulturcharakter“ durch ihren Vertreter auf Erden so drastisch offenbart, sollten die Reiterwiesener verzichten und auch ihre Kinder dem Einfluß dieses Paters entziehen. Das ist die beste Antwort.

 

( ATZ Nr. 9, 25. April 1928, Seite 105 )

 

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