Über die Situation in Bad Reichenhall lesen wir:
Nach einjährigem Bestehen hat unser lieber Sport hier so festen Fuß gefaßt, daß sich bereits überall die schönsten Früchte zeigen. Wenn hier zur Zeit die männliche Schuljugend mehr Gummibälle besitzt als die weibliche, und wenn sich die Buben bereits bei ihren Spielen um die Namen der bekannten und unbekannten Fußballkanonen streiten, so ist damit der beste Beweis für die Popularität des Fußballs erbracht. Dafür spricht auch die Tatsache, daß neben dem Reichenhaller Sportklub, der mit seiner Gründung dem Fußballsport hier den Weg bahnte, auch der hiesige Turnverein, ein frührerer prinzipieller Gegner des "modernen Sportes", eine Fußballabteilung gegründet und sich in kurzer Zeit unter großen Opfern eine schöne eigene Platzanlage geschaffen hat und sich mit seiner jungen, aber eifrigen Elf bereits an den Verbandsspielen beteiligt.
Nicht nur die Suche nach einem geeigneten Standort, sondern auch die Herrichtung und Instandhaltung des Platzes forderte von den Vereinen in der Anfangszeit ein großes Maß an Durchhaltevermögen und Opferbereitschaft. ( Richtige ) Rasenplätze kannte man damals noch nicht, gespielt wurde ( bestenfalls ) auf - oft hügeligem - Wiesengelände, Schlackenplätzen oder anderen Plätzen minderer Beschaffenheit. Deren Zustand ensprach nicht immer den Vorschriften, wie wir einem interessanten Beitrag des Vorsitzenden des Albgaues entnehmen können:
Betr. Sportplätze
Es sind in der letzten Zeit verschiedentlich Meldungen von den Schiedsrichtern eingelaufen, denen zufolge die Sportplätze nicht vorschriftsgemäß sind. Ich mache die Vereine auf die nach den Fußballregeln zulässigen Größenmaße sowie Abmessungen der Tore, Querlatten und Torpfosten aufmerksam und kündige gleichzeitig für die nächste Zeit eine diesbezügliche Kontrolle der Sportplätze an. Ferner müssen die Plätze so beschaffen sein, daß sich die Spieler durch Stacheldrahtumzäunung, große Steine und dergl. keine Verletzungen zuziehen können. Nichtvorschriftsmäßige Plätze werden, wenn ihre Beschaffenheit auf Nachlässigkeit seitens des Vereins zurückzuführen ist, gesperrt.
Hermann Albrecht, Gauvorsitzender
In der Saison 1920/21 nahmen 31 Vereine an den Verbandsspielen der A- bis C-Klasse teil. Während die A- und die B-Klasse ungeteilt waren, bestand die C-Klasse aus 5 Gruppen, die aus 3 bis 5 Vereinen bestanden. Meister der A-Klasse, an der 5 Vereine plus die zweite Mannschaft des FV 1894 Ulm außer Konkurrenz teilnahmen, wurde die Fußballabteilung des TB Ulm, die Meisterschaft der B-Klasse errang die Fußballabteilung des TB Heidenheim, und die Gaumeisterschaft der C-Klasse ging an den FC Mengen.
Die Meisterschaft perfekt machte die Fußballabteilung des TB Ulm am 27. Februar 1921 im Derby gegen den TV Ulm, das 1-1 ( 1-1 ) endete. Elser hatte die Platzherren in der 25. Spielminute in Führung gebracht, die Hauff 7 Minuten vor dem Halbzeitpfiff egalisierte. Beide Mannschaften in folgender Aufstellung:
TB Ulm: Bader - Kälberer, Wöger - Moser, Wille, Hörger - Stängle, Laible, Elser, Schiele, Claß
TV Ulm: Kusterer - Kehrle, Braun - Mayer, Dukek, Bauer - Kaupp, Lindenmaier, Hauff, Sattler, Gäßler
Auch in Kircheim unter Teck war man im Jahr 1920 noch nicht soweit, daß man dem Fußballverein ohne weiteres Zugeständnisse machen wollte. Doch lesen Sie selbst:
Ein krasser Fall rückständiger Gemeindepolitik
In den Haushaltsvorschlag der 10000 Einwohner zählenden Stadt Kirchheim u. T. war ein Posten von 10000 Mark eingesetzt worden zur Herstellung eines städtischen Spiel- und Sportplatzes. Dieser Posten wurde bei der Beratung des Gemeinderats für diesen Zweck mit Stimmenmehrheit abgelehnt. "Was brauchen wir einen Spiel- und Sportplatz, Kartoffeln und Brot sind nötiger" äußerte sich ein Strumpffabrikant, von dem man sagt, daß er Millionär sei. Ein Sozialdemokrat sah sich hierauf gezwungen, diesem Herrn ins Gedächtnis zurückzurufen, daß der frührere städtische Sportplatz bei Kriegsbeginn unter dem Vorwand, daß er angebaut werden müsse, der Allgemeinheit entzogen, dann aber einer Möbelfabrik um geringes Pachtgeld auf Jahre hinaus zu Lagerzwecken zur Verfügung gestellt worden sei. Damals habe kein Hahn danach gekräht, daß dieser Platz erstens nicht mehr angebaut und zweitens zum Nachteil der Volksgesundheit privatkapitalistischen Zwecken nutzbar gemacht worden sei. Dies sei um so unbegreiflicher, da diese Firma mehr als ausreichend eigenen Grund und Boden zu Lagerzwecken besitze. Trotz dieser Feststellungen stimmten die "bürgerlichen" Parteien geschlossen dagegen, mund der Sportplatzfonds wurde mit 13 gegen 7 sozialdemokratische und unabhängige Stimmen abgelehnt. Ein weiterer Kommentar dürfte sich hierzu erübrigen. Was sagt der württembergische Landesausschuß dazu ?