Vor 70 Jahren: Als der Club aus Pirmasens mit 0-26 gegen Kaiserslautern verlor

Wir schreiben den 15. März 1942. An diesem (Sonn-)Tag erlebte "die Club" aus Pirmasens auf dem Betze in Kaiserslautern sein sportliches Waterloo. Mit 26-0 ( 13-0 ) unterlag man dem Tabellenführer des Gaues Westmark, der zu diesem Zeitpunkt noch punktgleich mit der TSG 1861 Ludwigshafen auf Platz 1 lag und am Ende mit deutlichem Vorsprung Meister wurde. Die meisten Treffer des FCK in diesem Spiel erzielte Fritz Walter ( "Walter I" ): acht im ersten und fünf im zweiten Durchgang. Es war die letzte Begegnung der Pirmasenser Mannschaft, anschließend stellte man den Spielbetrieb ein. Den in einer Sportzeitschrift erschienenen Spielbericht möchten wir im golgenden ungekürzt wiedergeben. Er lautet:

 

Pirmasenser Katastrophe auf dem Betzenberg

1. FC Kaiserslautern - FK Pirmasens 26:0

FC Kaiserslautern: Buchheim - Hörhammer, Lohr - Trotschenski, Schaub, Jergens - Marker, Basler, Walter I, Walter II, Schneider

FK Pirmasens: Schneider - Busche, Müller - Nagel, Horstfeld, Michel - Klein, Gautsche, Kanenik, Schim, Bettinger

Schiedsrichter: Ulrich ( Oggersheim )

Zuschauer: 2000

 

Früher, da noch die Pirmasenser mit ihren Internationalen Herbert Hohmann ( Benrath ) und Johannsen ( Norwegen ) auf dem Betzenberg spielten, war dieses Treffen schon Wochen zuvor das Tagesgespräch. Zu jener Zeit brachte Pirmasens seine Schlachtenbummler sogar mit einem Sonderzug nach Kaiserslautern. Aber der heutige Kampf war dagegen nur eine eine eindeutige Angelegenheit des 1. FCK, denn Pirmasens hat zur Zeit Mannschaftssorgen und mußte auf alte Kräfte zurückgreifen, um die Spiele der Saison notgedrungen durchhalten zu können - eine nur lobenswerte Tat, der hier die Anerkennung nicht versagt werden soll.

Zirka 2000 Zuschauer waren Zeuge des Spieles. Die Kaiserslauterer Mannschaft fand sich nach sechswöchiger Spielpause auf dem weichen Boden rasch zurecht und kanterte die Pirmasenser Mannschaft schon nach kurzem Spiel völlig nieder. Bis zur Pause schoß Kaiserslautern durch Walter I (8), Basler (3), Marker (1) und Walter II (1) dreizehn Tore.

Nach der Pause war der Druck der Kaiserslauterer so stark, daß die Pirmasenser die Katastrophe, die über sie hereinbrach, nicht aufhalten konnten. 13 weitere Tore, geschossen von Walter I (5), Walter II (4), Basler (3) und Schneider (1) mußten sie mit auf die Reise nehmen. Pirmasens konnte das Kaiserslauterer Tor während des ganzen Spieles nie ernstlich gefährden. Auch das Ehrentor blieb ihnen versagt.

 

 

Vor 75 Jahren: Ein Sportplatz schließt seine Pforten

FC Phönix Ludwigshafen - Meister der Bezirksklasse Pfalz Ost 1936/37
FC Phönix Ludwigshafen - Meister der Bezirksklasse Pfalz Ost 1936/37

VOR 75 JAHREN

 

.... ging ein Kapitel Ludwigshafener Fußballgeschichte zu Ende. Die ehemals selbständigen Vereine FC Phönix und FC Pfalz schlossen sich 1937 mit dem Turn-und Fechtclub, dem Stemm-und Ringclub sowie dem TV 1861 und Kanuclub zur TSG 1861 Ludwigshafen zusammen. Der ruhmreiche "Pheenix", der seinen Platz an der Arnulfstrasse hatte, aber auch der "Stehkragenclub" FC Pfalz, dessen Platz sich an der Lagerhausstraße befand, hatten damit aufgehört zu existieren. In einer Sportzeitung fanden wir einen Artikel, der die Wehmut an dieses Kapitel Ludwigshafener Fußballgeschichte deutlich zum Ausdruck bringt:

 

EIN SPORTPLATZ SCHLIESST SEINE PFORTEN

Das letzte Spiel auf dem Ludwigshafener Phönixplatz

Nicht der geringste Anlaß für den Zusammenschluß der Fußballvereine im Stadtteil Süd in Ludwigshafen zu einem Großverein war die Tatsache, daß die Tage der Sportplätze der ehemaligen Vereine "Phönix" und "Pfalz" gezählt sind. Die bauliche Erschließung des Geländes zwischen dem inneren Stadtkern und Mundenheim erfordert die Auflassung der in dieser Gegend liegenden Sportplätze. Daß als Ersatz eine großzügige Sportanlage auf dem Gelände bei Raschig erstellt wird, ist ja bereits bekannt geworden. Inzwischen wird der ehemalige Phönix-Platz als erster das zeitliche segnen. Am kommenden Samstag wird er seine Pforten schließen, nachdem zum letzten Spiel an diesem Tage die Mannschaft der TSG den sehr spielstarken Gauligaverein Rot-Weiß Oberhausen aus dem Gau Niederrhein empfangen wird. Die Fußballspiele der TSG werden in Zukunft bis zur Inbetriebnahme der neuen Sportanlage auf dem ehemaligen Pfalz-Platz an der Lagerhausstraße ausgetragen werden. Außerdem steht dem Ludwigshafener Großverein noch die Sportanlage des ehemaligen Turn- und Fecht-Clubs auf der Parkinsel zur Verfügung.

 

Länger als ein Vierteljahrhundert hat der Phönix-Platz "an der Arnulfstraße", wie die Spielankündigungen auf den blauen Plakaten lauteten, dem Phönix zur Verfügung gestanden. Generationen von Spielern haben auf ihm dieses männliche Kampfspiel erlernt und so manches große Spiel hat dieses traditionsreiche Kampfgelände erlebt. Spieler von außergewöhnlichem Können, die in der Städtemannschaft, der süddeutschen Verbandsmannschaft und gar in der deutschen Ländermannschaft mitwirkten, haben auf dem Ludwigshafener Phönix-Platz als ABC-Schützen im Fußball angefangen. Wir können Sie im Rahmen dieser kurzen Würdigung nicht alle nennen, denn aus dem "Phönix" sind im Laufe der Jahrzehnte viele hochtalentierte Spieler hervorgegangen, daß aber ein Müller-Seppl auf diesem Platz zum Klasse-Verteidiger heranwuchs, ein Schorsch Regele zu seinem zuverlässigen Partner und Nachfolger, daß ein Fritz Rillig ein Vorbild eines eisernen Außenläufers wurde, ein Webers Karl zum Muster eines technisch und taktisch raffinierten Sturmführers und Grünauer ein Außenstürmer von Format, das soll doch an dieser Stelle in die Erinnerung zurückgerufen werden.

 

Wir erinnern uns auch so mancher heißer Schlacht auf diesem Phönix-Platz. Da gab es die gewaltigen Lokaltreffen gegen die Ortsrivalen FC Pfalz, FG 1903, SC Germania und SpVgg Mundenheim. Da gab es erbitterte Punktekämpfe gegen Mannheims alte Garde, gegen Waldhofs Meisterelf, Neckaraus zähe, stämmige Burschen und vor allen Dingen die Großkämpfe gegen den VfR Mannheim, bei denen die Wogen der leidenschaftlichen Anteilnahme der Massen in Einklang standen mit dem hohen spieltechnischen Niveau dieser Kämpfe. Aber auch viele Elite-Mannschaften des deutschen Fußballsports haben auf dem Phönix-Platz ihren Besuch abgestattet, und eine Spielvereinigung Fürth, Bayern München und der 1. FC Nürnberg standen auf dem Phönix-Platz im Kampf um die süddeutsche Meisterschaft gegen unsere einheimischen Mannen im weithin bekannten blau-weißen Dress.

 

Mit einem Privatspiel gegen den deutschen Altmeister FC Freiburg wurde der Phönix-Platz im Herbst 1911 eingeweiht. In der damaligen Mannschaft des "Phönix" standen ( der Artikel erwähnt nur 10 Spieler ):

 

Frisch - Rettinger, Heitz - Dersy, Regele Jean, Rillig Fritz - Bechtel, Eckel, Walther, Müller.

 

Bei den Freiburgern wirkte damals noch Prof. Dr. Glaser, der langjährige Spielausschußvorsitzende des Süddeutschen Fußballverbandes, mit. Große Zeiten des Ludwigshafener Fußballsports werden bei diesen Namen wach, und es mag uns ein wehmütiges Gefühl beschleichen, aber es wird auch wieder eine neue Glanzperiode kommen. Der LFC Phönix ist nicht mehr. Er ist aufgegangen in der größeren Gemeinschaft, und nach wenigen Monaten folgt ihm nun auch der Phönix-Platz, der an dieser Stelle weichen muß, damit an anderer Stelle eine neue, weit größere und schönere Sportanlage für die neue, größere Sportgemeinschaft entstehen kann. Zum letzten Mal werden am kommenden Samstag, 21. August 1937, die Sportanhänger ihre Schritte den gewohnten Weg lenken. Sie werden aber auf dem im Entstehen begriffenen neuen Sportplatz die ruhmreiche Tradition vom alten Phönix-Platz wiederfinden und, so hoffen wir, eine junge Generation, die bereit ist, das Erbe der alten Fußballpioniere von "Phönix" und "Pfalz" zu wahren und zu mehren.

 

Abschußtabelle der Bezirksklasse Pfalz Ost 1936/37

Die Tabelle der Bezirksklasse Pfalz, Gruppe Ost, hatte nach Abschluß der Saison 1936/37 folgendes Aussehen ( 1 Spiel fehlt ):

 

Platz Verein Sp. gew. rem. verl. Torv. Punkte
1. FC Phönix Ludwigshafen (A) 22 19 2 1 84:17     40
2. SC Germ. 04 Ludwigshafen (M) 22 14 1 7 42:27     29
3. SpVgg Mundenheim 22 12 4 6 41:22     28
4. FV Speyer 22 13 1 8 50:37     27
5. FG 1914 Oppau 22   8 7 7 42:39     23
6. TSG Rheingönheim 22   8 5 9 37:31     21
7. FV Kickers Frankenthal 21   8 4 9 28:38     20
8. FG 08 Mutterstadt 21   8 1 12 37:50     17
9. ASV Ludwigshafen 22   7 3 12 27:41     17
10. FC Pfalz Ludwigshafen 22   7 2 13 37:35     16
11. FG 03 Ludwigshafen 22   5 5 12 32:57     15
12. TV Ludwigshafen-Friesenheim (N)                22   4 1 17 20:83       9

 

 

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